Dr. Isabelle Redenius ist zur neuen Sprecherin des Netzwerkes Nachhaltigkeit@DRG benannt worden, das 2021 von der Deutschen Röntgengesellschaft ins Leben gerufen wurde. In diesem Interview erklärt Frau Dr. Redenius, warum ihr das Thema Nachhaltigkeit am Herzen liegt und wie sich die Radiologie wie die Medizin insgesamt künftig nachhaltiger aufstellen können.
Dr. Isabelle Redenius © PrivatFrau Dr. Redenius, Sie sind neue Sprecherin des Netzwerkes Nachhaltigkeit@DRG. Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie und warum engagieren Sie sich für dieses Thema?
Dr. Redenius: Nachhaltigkeit bedeutet für mich, dass man nur so viel Ressourcen verbraucht, wie auch wieder regeneriert werden können. Ich engagiere mich für das Thema, weil es auf Dauer keine Alternative dazu gibt, wenn wir unseren medizinischen Fortschritt nicht gefährden wollen. Bis vor kurzem spielte ein nachhaltiges Handeln fachübergreifend kaum eine Rolle in der Medizin, dabei bezieht sich das oberste Handlungsprinzip für Medizinerinnen und Mediziner – primum nihil nocere – auch auf den Umgang mit unserer Umwelt. Wir können es uns nicht leisten, nichts zu tun.
Was verbinden Sie mit dieser Position und dem Netzwerk Nachhaltigkeit@DRG?
Ich möchte in dieser Position möglichst viele Menschen zusammenbringen und motivieren, sich mit eigenen Ideen einzubringen, sich zu vernetzen, zu informieren und das Wissen weiterzutragen. Bei der DRG sehe ich die Chance, dass sich eine Fachgesellschaft und ihre Mitglieder, wie zum Beispiel bei der Fachgesellschaft für innere Medizin bereits geschehen, klar zur Nachhaltigkeit positionieren und mit gutem Beispiel voran gehen kann. Das Thema Nachhaltigkeit ist so brandaktuell wie noch nie.
Wie soll sich das Netzwerk künftig aufstellen? Welche Aspekte möchten Sie bearbeiten und sind Ihnen besonders wichtig?
Die Nachhaltigkeit beinhaltet drei Aspekte: ökologisch, sozial und ökonomisch, die alle ineinandergreifen und nicht getrennt voneinander zu betrachten sind. Für mich persönlich steht der ökologische Aspekt zurzeit im Vordergrund, da ich hier akut den dringendsten Handlungsbedarf sehe.
Beim Deutschen Röntgenkongress 2022 war Nachhaltigkeit zum ersten Mal ein Thema und dann auch gleich ein Programmschwerpunkt. Wie sieht es dieses Jahr aus? Werden wieder Sitzungen angeboten?
Ja, auch in diesem Jahr wird es wieder sowohl in Wiesbaden als auch online Sitzungen zu dem Thema geben. So gibt es zum Beispiel am 25. Mai 2023 direkt zwei Sitzungen im digitalen Format. Ich denke, dass das Thema Nachhaltigkeit nicht mehr aus der Medizin wegzudenken ist und sich zukünftig fest etablieren wird.
In welcher Form findet der Austausch innerhalb des Netzwerkes über den Kongress hinaus statt und wer kann daran teilhaben?
Das Netzwerk lädt alle ein, kennt keine Hierarchien und ist auch fachübergreifend sowohl für Medizinerinnen und Mediziner als auch andere Berufsgruppen geöffnet. Bislang haben wir uns ca. vier Mal im Jahr online getroffen und zu den Treffen unterschiedlichste Referierende aus der Medizinbranche, Medizintechnik, Pharmaindustrie und Energiewirtschaft eingeladen. Unser Kernteam organisiert darüber hinaus noch die Sitzungen für den Röntgenkongress.
Zwei Fragen zum Schluss: Wie könnten sich die Radiologie oder die Medizin allgemein ihrer Meinung nachhaltiger aufstellen? Könnten Sie uns ein oder zwei Beispiele nennen?
In Zeiten der Energiekrise empfehle ich, sich zunächst einmal einen Überblick über den Energieverbrauch der radiologischen Abteilung oder Praxis zu verschaffen. Dabei kann zum Beispiel der Rechner zur Ermittlung des Stromverbrauchs der DGMP helfen. Daneben werden mehr Daten zum Energieverbrauch von radiologischen Großgeräten benötigt, die zukünftig etwa helfen könnten, ein MR-Untersuchungsprotokoll hinsichtlich energiesparsamerer Sequenzen anzupassen und auf die nötigsten Sequenzen zu reduzieren. Energiesparmodi sollten genutzt und am Ende des Tages das Gerät ausgeschaltet werden. Beim CT sollte sowohl aus Strahlenschutz- als auch Energiespargründen überlegt werden, wie viele KM-Phasen für die Fragestellung tatsächlich benötigt werden. Zudem besteht die Möglichkeit des kostenfreien Jodrecyclings. Diese und viele weitere Beispiele werden beim diesjährigen Röntgenkongress vorgestellt und diskutiert werden; daher am besten bereits fest die Sitzungen zum Thema Nachhaltigkeit in Wiesbaden als auch online am 25. Mai vormerken. Außerdem ist jeder, egal ob am Anfang oder am Ende seiner beruflichen Laufbahn, herzlich eingeladen, sich dem Netzwerk anzuschließen. Eine E-Mail an nachhaltigkeit@drg.de genügt.