#NachhaltigeRadiologie

„Bis 2050 wollen wir unsere gesamte Wertschöpfungskette emissionsneutral machen“

Unternehmen stehen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vor großen Herausforderungen. Wie können sie es schaffen, nachhaltig zu agieren und etwa ihren Verbrauch an Ressourcen oder Energie zu reduzieren? Ein Gespräch mit Rainer Puster, Corporate Communications Principal für Europa, den Nahen Osten und Afrika im Unternehmen Boston Scientific.

Peter Puster © Boston ScientificHerr Puster, wie definieren Sie in Ihrem Unternehmen Nachhaltigkeit? Was sind aus Ihrer Sicht wichtige Arbeits- oder Anwendungsbereiche?
Boston Scientific möchte als Unternehmen die Gesundheit von Patientinnen und Patienten und natürlich unseres Planeten schützen, da Klimawandel und Verschmutzung eine ernste Gefahr für die Gesundheit der Menschen sind. Bei uns sind Umwelt- und Sozialverantwortung Teil unserer gesamten Geschäftstätigkeiten, unser Ansatz ist abgestimmt mit den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen.
 
Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen und welche Ziele haben Sie für sich im Bereich Nachhaltigkeit definiert?
Eines unserer Ziele ist es, bis zum Jahr 2030 in allen Produktionsstätten und wichtigen Vertriebsniederlassungen CO2-neutral zu sein. Seit 2017 konnten wir unseren CO2-Fußabdruck um 50 Prozent reduzieren, während wir im gleichen Zeitraum 20 Prozent mehr Patientinnen und Patienten erreicht haben. Dabei sind die von uns gewählten Werte wissenschaftsbasiert und orientieren sich an den aktuellsten Daten, die genannt werden, um die Ziele des Pariser Abkommens – die Limitierung der Erderwärmung auf 1,5 Grad – zu erreichen. Boston Scientific setzt dabei nicht auf Emissionshandel, sondern darauf, den Energieverbrauch weiter zu senken, und von fossilen auf erneuerbare Energiequellen umzusteigen.
 
Wie können Kundinnen und Kunden erkennen, wie nachhaltig die Produkte Ihres Unternehmens sind, zum Beispiel hinsichtlich Produktion, Entsorgung beziehungsweise Recycling, aber auch der Lieferketten?
In jedem Jahr nehmen wir an verschiedenen anerkannten Bewertungsumfragen zu wirtschaftlichen und sozialen Themen sowie zur Unternehmensführung teil. Im Jahr 2020 initiierten wir eine Klima-Risikoszenario-Analyse basierend auf dem Rahmen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures. Im Jahr 2021 wurde Boston Scientific im Dow Jones Sustainability Index für Nordamerika aufgeführt, einem anerkannten weltweiten Benchmark für Umwelt- und Sozialverantwortung von Unternehmen. Diese Liste führt Unternehmen auf, die hervorragende wirtschaftliche, soziale und ökologische Leistungen zeigen.

Zum Portfolio Ihres Unternehmens gehören auch Verbrauchsmaterialien wie zum Beispiel Katheter. An welchen Lösungen arbeiten Sie, um Verpackungsmaterial zu reduzieren und zu verhindern, dass Verpackungen unsachgemäß entsorgt werden und die Umwelt belasten?
Wir sind Mitglied im „Healthcare Plastics Recycling Council“, einem Zusammenschluss von Industrieunternehmen aus dem Gesundheitswesen, die im Bereich Nachhaltigkeit aktiv sind und sich dafür engagieren, das Recycling von Plastik im klinischen Umfeld zu erhöhen. Aktuell entwickeln wir Strategien, um Rohmaterialien zurückzuverfolgen und die Wege zu verstehen, die unsere Kundinnen und Kunden nutzen, um nicht vermeidbares und notwendiges Plastik, das für den Transport unserer Produkte genutzt wird, zu entsorgen. 2020 haben wir eine weltweite Kundenumfrage dazu durchgeführt. Wir wollen erfahren, wie wir mit unseren Kundinnen und Kunden zusammenarbeiten können, um Abfall und Emissionen zu reduzieren.
 
In der Medizin und vor allem in der Radiologie sind die Innovationszyklen kurz. Wie lassen sich „Innovationszwang“ und Nachhaltigkeit vereinbaren?
Wir sind der Ansicht, dass ökologische und soziale Verhaltensweisen mit Innovation, Wertschöpfung und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen und wollen ein guter „Global Citizen“ sein. Ein zentrales Element unseres bereits beschriebenen Zieles, CO-2-neutral zu werden, ist unsere „C3 Energie-Strategie“. Sie wird von Boston Scientific weltweit gelebt und umfasst diese Elemente:
•    Energie sparen (Cut Energy Use)
•    Wandel zu erneuerbaren Energiequellen (Convert to renewable energy)
•    Kompensation über Ausgleichsprojekte für verbleibende, nicht vermeidbare Emissionen (Compensate).
Der „C3“-Ansatz kommt bei uns in folgenden Bereichen zum Tragen: direkte und indirekte Emissionen, Immobilien, Recycling, Gewässerschutz und Abfallmanagement. Wir evaluieren regelmäßig unsere Geschäftstätigkeiten, um den Umweltfußabdruck unserer Produkte und Dienste zu minimieren. Daneben unterstützen wir verschiedene Projekte und haben etwa im Jahr 2020 eine Kooperation mit Treedom geschlossen. Treedom ist eine Online-Plattform, die das weltweite Pflanzen von Bäumen organisiert und über die wir seitdem mehr als 17.000 Bäume in Kenia gepflanzt haben.
 
Was können wir für nachhaltige Innovationen von Ihrem Unternehmen in den nächsten Jahren erwarten?
Bis 2030 sollen unsere Produktionsstätten und wichtigen Distributionsniederlassungen CO2-neutral sein. Doch unser Ziel geht weiter: Wir sind Teil des Race to Zero der Vereinten Nationen und wollen bis 2050 unsere gesamte Wertschöpfungskette emissionsneutral machen. Im vergangenen Jahr blieben wir auf dem Kurs, bis 2024 100 Prozent unseres Energiebedarfs über erneuerbare Energien zu decken. Wir arbeiten daran, bis 2030 alle nicht gefährlichen Abfälle von Deponien und Müllverbrennungsanlagen umzuleiten, sodass sie wiederverwertet werden können und unsere Umwelt nicht belasten. Dafür nehmen alle unsere Standorte an einem speziellen Programm teil.